ENTWICKLUNG BRAUCHT ZEIT

Tiefe Erkenntnis: Entwicklung braucht Zeit!
Na toll. Großartige Erkenntnis. Das weiß doch jedes Kind. Genau! Unser Kinder haben diese Weisheit und wo ist sie geblieben, wenn sie groß sind? Zeit spielt in unserem Leben eine große Rolle. Jeder will sie und keiner hat sie. 

Die Kinder müssen immer schneller lernen, machen früher Führerschein und sehen mit 14 schon aus wie Erwachsene. Vielleicht sollte ich es doch mal versuchen und im Garten am Grashalm ziehen, vielleicht wächst der Rasen dann schneller. 

Jetzt nochmal zurück auf Anfang und ganz langsam. Entwicklung braucht also Zeit. Ich denke, das Wichtigste vor dieser Erkenntnis ist zunächst das Vertrauen, dass immer genug Zeit da ist. Entwicklung verfolgt auch kein starres Schema, was für alle gilt. Jeder entwickelt sich in seinem Tempo und in seinen Möglichkeiten. Und dabei ist nichts besser oder schlechter als das andere.

Nur wie lässt sich dieses Erkennen in den Alltag einbauen? Schulsysteme sind wie sie sind. Der Takt unserer Arbeitswelt wird immer schneller. Wissen und Informationen vervielfachen sich in immer kürzeren Rhythmen. Wo findet da meine individuelle Entwicklung Raum? Die Antwort liegt auf der Hand. Immer in dem Raum, den ich bereit bin mir und meinen Kindern zu geben. 

Heute einfach mal das Nichts-Tun aushalten. Kindern Langeweile gönnen. Nach jedem Arbeitsgang oder Erfolg eine Pause machen. Entwicklung ist das Ergebnis von Erfahrungen und eigenen Talenten. Jedes Lebewesen trägt das tiefe Bedürfnis in sich, sich zu entwickeln. So will der Samen ein Baum werden, das Baby eine großartige Schriftstellerin und der Kollege aus dem Nachbarbüro ein Vater, der seine Kinder groß werden sehen möchte. Und alle brauchen dafür eins: Zeit!

Ich vertraue darauf, dass immer genug Zeit und Raum für mich da ist. Mein Leben ist ein winziger Teil einer großen Entwicklung und mir ist bewusst, dass all das, was heute ist, nur existiert, weil viele Leben vor mir ihrer Entwicklung Zeit gegeben haben. 

Mein Vater ist vor mir gegangen und hat mir den Weg für meine Entwicklung möglich gemacht. Vieles war schön, manches auch nicht - es hat mich auf meinen Weg gebracht. Was ich daraus mache, liegt in mir. So will ich auch ein Vater sein, der Entwicklung möglich macht, in der Mut und auch mal Enttäuschung notwendig ist. Gerade heute wird mir dabei bewusst, meine Entwicklung braucht Zeit, auch im "Vater sein". Und wenn ich das nicht vorlebe, wie soll es dann meine Tochter verstehen bzw. sich die Weisheit bewahren, mit der sie auf diese Welt gekommen ist.

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SEELENSTILLE

Als die Kinder in Philosophie zu dem Begriff "Lebenstraum" Begriffe assoziieren sollten, schrieb meine Tochter Seelenstille auf. Auf die Frage, was das für sie bedeutet, sagte sie, "einfach mal nicht denken". 

Nicht Reichtum, große Häuser, Yachten oder berühmt sein, sondern einfach mal nicht denken. Mich hat das unheimlich berührt. Nicht nur aus Stolz sondern auch auf Grund der tiefen Weisheit, die Kinder oft in sich tragen. 

Ich selber versuche immer wieder in den Zustand des nicht Denkens zu kommen. Wie schwer das ist. Ständig ist der Geist aktiv, denkt, produziert Pläne, erzeugt Sorgen und Ängste, meckert, kritisiert, bewertet und sorgt oft genug am Abend dafür dass ich "kopftot" bin. 

Wenn es mir dann mal gelingt, beim Sitzen auf meinem Kissen, beim Tanzen, intensiven schmecken oder mitten in einer Yogaübung - dann fühle ich diese tiefe Stille und Frieden. Ein Moment des nicht Denkens versetzt mich in bewusstes im Moment sein und verleiht mir so einen intensiven Lebensmoment. Das ist Glück. 

Wie Recht doch meine Tochter hat. Davon will ich träumen. Intensiv leben im Augenblick ohne "erreichen wollen" oder "bereuen". Pure Existenz. Alles andere ist nicht wichtig und nur Ablenkung. Ich darf ja Besitz haben, schöne Sachen kaufen und gut leben. Aber was ist das alles wert, wenn ich das Leben nicht mehr wahrnehme?

Danke mein kleiner Lehrer „smile“-Emoticon. SEELENSTILLE ... Wunderbar!

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